Die Systemische Therapie ist neben der Verhaltenstherapie und den tiefenpsychologischen Therapien eines der wichtigsten psychotherapeutischen Verfahren. Der systemische Ansatz sieht Menschen nicht für sich allein, sondern als Teil eines sozialen Systems.

Psychotherapie war in ihren Anfängen eine Angelegenheit zwischen zwei Personen: dem Therapeuten und dem Klienten. Kein Therapeut hätte es gewagt, Verwandte zu einem gemeinsamen Gespräch einzuladen. Der Psychoanalytiker Adler allerdings bezog bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Familien der Ratsuchenden in seinen Beratungsprozess ein, ebenso wie Moreno, der die Therapiemethode des Psychodramas begründete.

Die ersten familientherapeutischen Konzepte wurden in den 50er Jahren in den USA entwickelt. Besonders im Rahmen der Therapie schizophrener Störungen wurde im ‚Mental Research Institute‘ in Palo Alto die Aufmerksamkeit auf das gesamte Herkunftssystem und das Lebensumfeld der behandelten Klienten gerichtet. Die von Mitarbeitern wie Virginia Satir, Paul Watzlawick, Jay Haley und Gregory Bateson entwickelten Modelle und Interventionen erfuhren durch die therapeutischen Ideen von Milton H. Erickson, dem Begründer der modernen Hypnotherapie eine Erweiterung. In Europa war speziell die Mailänder Gruppe um Selvini Palazzoli, Luigi Boscolo und Gianfranco Cecchin mit ihren radikal strategischen Vorgehensweisen bekannt und wichtig.

Probleme und Störungen nicht mehr als Eigenschaften einzelner Personen, sondern als Bestandteile sozialer Systemstrukturen wahrzunehmen, bedeutete nicht nur einen Perspektivenwandel. Die Entwicklung kann auch als Paradigmenwechsel bezeichnet werden.
Heute ist Systemische Therapie ein eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren, das in unterschiedlichen Settings als Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppentherapie praktiziert wird.
 

Wie arbeitet nun die Systemische Therapie?

  • Der Therapeut entdeckt zusammen mit dem Klienten dessen Ressourcen und Fähigkeiten.

  • Im Mittelpunkt steht die Lösung, nicht das Problem.

  • Die Vergangenheit wird nicht aufgearbeitet, sondern in das Leben hier und heute integriert.

  • Der Klient ist der „Kundige“, der Fachmann für sein eigenes Leben.

  • Unterschiedliche Lebensfelder, Kontexte, werden beachtet.

  • Die Dynamik von Beziehungen wird berücksichtigt.

  • Ziele sind klarere Kommunikation, Aktivierung von Ressourcen, Verstörung von für einen Veränderungsprozess hinderlicher Denk- und Verhaltensmuster.